Zu Hause bleiben, heißt auch viel zu sitzen. Das schadet der Gesundheit. Dabei reichen wenige Minuten Bewegung pro Tag schon aus
Mit dem Auto zur Arbeit fahren und im Büro wieder sitzen. Das sorgt für wenig Bewegung im Alltag. Durch die Kontaktbeschränkungen haben sogar viele das Büro im Schlafzimmer aufgebaut und müssen nur morgens vom Bett zum Stuhl rollen. Theoretisch sind die Beine kaum noch nötig.
Wer bisher nur den Eindruck hatte, dass seit dem Corona-Lockdown plötzlich alle joggen, bekommt nun statistisch recht. Die Deutschen machen mehr Sport. Das zeigt eine Erhebung der Deutschen Krankenversicherung (DKV) in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Ipsos, die im Mai unter mehr als 1000 Befragten erhoben wurde. Dabei zeigte die Erhebung in den vergangenen Jahren eigentlich immer einen Trend hin zu weniger körperlicher Aktivität. Die Krise hat das geändert.
„Viele Menschen haben befürchtet, dass der Lockdown den Bewegungsmangel weiter verschärfen könnte“, sagt Clemens Muth, Vorstandsvorsitzender der DKV. „Dahingehend überraschen die Ergebnisse positiv: Immerhin gut ein Viertel der Bevölkerung hat erkannt, wie wichtig es ist, aktiv zu sein.“
Seit dem Lockdown bewegen sich die Deutschen mehr
Die DKV hat in der Studie die Bewegungsgewohnheiten abgefragt. So gaben etwa 22 Prozent der Befragten an, mehr Rad zu fahren oder zu Hause Sport zu treiben. Gut ein Viertel läuft Strecken zu Fuß, die er oder sie zuvor mit dem Auto oder der Bahn gefahren ist. Fast 40 Prozent gaben an, mehr spazieren zu gehen.
Diese moderate Bewegung reicht schon aus, um gesund zu bleiben, heißt es bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Sie empfiehlt pro Woche 150 bis 300 Minuten moderate Bewegung. Das wären pro Tag ein Spaziergang von mindestens 21 bis 42 Minuten.
Wer länger durchhält, wird zusätzlich belohnt. Bei mehr als 300 Minuten Bewegung pro Woche sinkt das Risiko für Brust- oder Darmkrebs, Diabetes oder einen Schlaganfall.
Dynamischen Arbeitsplatz einrichten
Damit Arbeitnehmer, die vornehmlich sitzen, keine langfristigen Schäden davontragen, empfiehlt das Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) zusätzlich einen möglichst dynamischen Arbeitsplatz.
Das heißt konkret, den Drucker oder den Papierkorb in den Flur zu stellen. So muss für jeden Ausdruck oder jede verworfene Idee aufgestanden und ein paar Schritte gegangen werden.
Möglich ist auch, den Videocall in ein Telefonat zu überführen und dabei im Zimmer auf und ab zu laufen.
Auch ein Steharbeitsplatz ist sinnvoll. Doch nicht in jedem Büro oder Homeoffice gibt es einen verstellbaren Schreibtisch. Die Lösung ist so simpel wie unkonventionell: Auf einer Kommode oder einem Regal zu arbeiten, kann eine echte Alternative darstellen. Bücher oder Kisten können als zusätzliche Erhöhung dienen.
Tipp: Die 40-15-5-Regel am Schreibtisch
So ist es auch möglich, die sogenannte 40-15-5-Regel einzuhalten: 40 Minuten sitzen, 15 Minuten stehen und dann 5 Minuten bewegen - damit auch der Körper in Bewegung bleibt.
Wenn die Gedanken nicht so fließen wollen, eignet sich während der Arbeitszeit auch mal ein Spaziergang. An der frischen Luft lösen sich Denkblockaden oft von alleine auf, weil der Körper das Stresshormon Cortisol nur bei Bewegung abbaut.
Wer regelmäßig kleinere Übungen oder sogar Bewegungsrituale, etwa nach jedem Toilettengang, einführt, kann damit nicht nur den Körper entspannen, sondern auch für eine bessere Konzentration sorgen.
Anleitungen auf Youtube suchen
Der Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt: Von regelmäßigem Arm-, Schulter- Kopf- und Handkreisen bis hin zu Körperstreckungen oder sogar Hampelmännern ist alles erlaubt. „Und warum eigentlich nicht mal während der Arbeit tanzen?”, ermutigt das IFBG.
Videos mit Anleitung zu Nackentraining oder kurzen Yoga und Meditationsübungen gibt es bei Youtube zu Hauf.
Apropos Toilettengang: Allein der sorgt schon für ziemlich viel Bewegung. Je häufiger also, desto besser. Und das klappt am besten mit viel trinken, was ohnehin für die Gesundheit gut und wichtig ist.
Quelle: karriere.de 30.07.2020